27. Parodontologie-Experten-Tage mit dem Schwerpunkt Teamwork
von DH Petra Natter, BA (mit freundlicher Genehmigung des Fachmagazins „die assistentin“)
Endlich konnte der Fachkongress „Paroknowledge“ 2023 der ÖGP im vergangenen Juni ein weiteres Mal in seinem gewohnten Umfang in Kitzbühel stattfinden. Das bereits 10-jährige Jubiläum in der Gamsstadt am Fuße des legendären Hahnenkamms in den Bergen Tirols mit mehr als 400 Teilnehmern, bot eine perfekte Gelegenheit, sich mit zahlreichen hoch interessanten Themen der Parodontologie auseinanderzusetzen. Das Leitthema „Teamwork“ wurde von den Referenten praxisorientiert und zeitgemäß aufgegriffen und dabei die Wichtigkeit, sowie die verschiedenen Facetten des Miteinanders in der Zahnarztpraxis aufgezeigt.
Wie in den vergangenen Jahren auch, wurde von Oral-B zum Auftakt am Donnerstag die „Up To Date – Veranstaltung“ kostenfrei für alle Tagungsteilnehmer ausgerichtet. Präsentiert wurden Einblicke in den Aspekt „Häusliches und mechanisches Biofilmmanagement 2023, was sagt das Team“ von Prof. Dr. Johannes Einwag, sowie „Diabetes und Mundgesundheit – von der Bidirektionalität zum individuellen Praxiskonzept“ von Priv. Doz. Dr. Gerhard Schmalz aus Leipzig. Oral-B bietet inzwischen auch eine Webinar-Serie „Oral-B UpToDate@home. Good for your patients. Good for you.“ an. Das digitale Angebot für zahnmedizinisches Fachpersonal wurde erweitert, und gibt dem Praxisteam nun ebenfalls die Möglichkeit von zu Hause aus up to date zu bleiben.
Der Donnerstag wurde mit dem traditionellen „Get-Together“ auf der Terrasse des K3, mit Begegnungen und interes-santen Fachgesprächen abgerundet. Kitzbühel ist für seine stimmungsvollen und kommunikativen „Side Events“ bereits sehr populär, und konnte hierzu auch im Jahr 2023 eindrucksvoll überzeugen.
Ein interessanter Freitagvormittag …
Der Freitagvormittag begann mit der offiziellen Eröffnung & Keynote „From Good to Great“ durch den Gastvortrag von Fr. Nathalie Karré, MBA. Die Betonung des gemeinsamen Miteinander und das Augenmerk darauf, dass jeder Einzelne positive Veränderungen in der eigenen Praxis bewirken kann, waren die beiden Hauptpunkte der visionären wie auch ideenreichen Darbietung der Referentin.
Selbstwortung als Grundlage einer Praxisstruktur schafft gegenseitigen Respekt, und ermöglicht dadurch ein vertrauensvolles Miteinander zum Nutzen des Patienten. Ebenfalls eröffnet das Zulassen von gezieltem Feedback die Chance, passge-naue Lösungen für zukünftige Situationen zu erarbeiten. So wird ein Miteinander angenehmer und erfolgreicher.
Parallel zum Hauptthema konnten den ganzen Tag über zusätzlich zahlreiche Workshops zu den verschiedenen Themen der Parodontologie und Implantologie gebucht werden. Das Programm am Freitagvormittag im Hauptsaal war dem Thema „Gingivale Rezessionen“ gewidmet. Fr. Prof. Dr. Ines Seebacher-Kapferer erklärte ausführlich alles zum Thema „Zahnfleischrückgang“ und anschließend erläuterte PAss Birgit Kössler die Rolle der Prophylaxeassistentin bei Rezessionen. Beide konnten für Zahnärzte und Prophylaxe-assistentinnen hilfreiche Tipps zur Klassifikation und den Ursachen der Rezessionen weitergeben. Leider sind Rezessionen inzwischen ein weitverbreitetes Phänomen und die Behandlungsoptionen variieren je nach Ursache der Rezes-sion. Bei Beratung und Behandlung muss das zahnärztliche Team – beginnend bei der Mundhygieneinstruktion bis zur chirurgischen Deckung – gut koordiniert zusammenarbeiten, um den maximalen Erfolg garantieren zu können.
… und ein kurzweiliger Freitagnachmittag
Beim Nachmittagsprogramm konnte Prof. Dr. Johan Wölber, der bekannte Autor des Buches „Die Ernährungszahnbürste“, die Teilnehmer mit auf eine Reise in die „Lebensstil-Therapie“ nehmen. Welchen Einfluss hat die Ernährung in der Parodontitistherapie? Zahlreiche Impulse zu diesem innovativen Thema wurden den Teilnehmerinnen präsentiert. Weiters zeigte die Präsidentin der ÖGP Frau Dr. Corinna Bruckmann, MSc, in ihrem Vortrag die Aspekte des Gendern in der Prophylaxe auf: „Was hat Sex und Gender mit uns und unseren PatientInnen zu tun?“, ein weitreichendes Thema, das immer mehr auch in der Prophylaxeberatung beachtet werden sollte. Hormonelle Umstellungen in Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahren haben erwie-senermaßen Einfluss auf die Gesundheit der oralen Mund-höhle. Zum Thema „Periimplantitis – kann ich da als PAss etwas machen?“ sprach Univ. Prof. Dr. Hady Haririan, PhD, MSc. Innerhalb des Praxisteam muss gut kommuniziert werden, damit auch beim Problem Periimplantitis die richtige Diagnose und anschließend die richtige Therapie eingeleitet wird. Nur alle paar Wochen eine professionelle Zahnreinigung durchzuführen, damit ist das Problem meist nicht gelöst. Dieser Vortrag bot verschiedene „Kochrezepte“ für die Prophylaxeassistentin.
Das breit gefächerte Angebot an weiteren Workshops und Vorträgen für die Zahnärzte, die Prophylaxeassistentin und das Praxisteam als Ganzes, machte es nicht leicht, eine Auswahl zu treffen. Ein paar Beispiele der präsentierten Themen: „Von der motivierenden Kommunikation im Team und mit den Patienten“ von Prof. Dr. Johan Wölber, oder „Dem Einsatz der modernen Hyaluronsäure in der Therapie und in der häuslichen Mundhygiene“, sowie „Die neue Parodontaldiagnostik: Mikrobiomanalyse als Schlüssel zum Erfolg“ und zahlreiche weitere interessante Beiträge ga-ben dem Praxisteam geeignete praktische Konzepte an die Hand. Dabei wurde sehr anschaulich, wie wichtig es ist – insbesondere als zahnärztliches Team – regelmäßig Fortbildungen zu besuchen, um den Herausforderungen des Praxisalltages auch in Zukunft gerecht werden zu können.
Der fortbildungsintensive Freitag endet in Kitzbühel traditionell mit der berühmten ALM-LOUNGE-PARTY und diese konnte bei einem ausgedehnten Buffet für fachliche und freundschaftliche Gespräche gut genutzt werden. Die musikalische Begleitung und der angeregte Austausch des gesamten Praxisteams machten den Abend zu einem angenehmen und stimmungsvollen Event.
Verschiedenste Themen am Samstag
Der Samstag begann mit Workshops zum Thema „Strahlenschutz in der Zahnarztpraxis“ sowie „Die mobile professionelle Zahnreinigung“ von Univ.- Prof. Dr. Hady Haririan, PhD, MSc. Gesundes Zahnfleisch bis ins hohe Alter leistet nachweislich einen wertvollen Beitrag zur allgemeinmedizinischen Situation älterer Menschen. Können diese Personen die Zahnarztpraxis eines Tages nicht mehr aufsuchen, wäre es denkbar, dass mittels einer mobilen Einheit ein Zahnarzt- oder Prophylaxeteam die Patienten in einer Einrichtung, zum Beispiel Seniorenheim oder zu Hause be-handelt. Dieses Prozedere stellt für viele Zahnarztpraxen derzeit noch eine große Herausforderung dar, da es per-sonal- und zeitintensiv ist. Moderne Konzepte und Geräte könnten den Praxisalltag erleichtern und zu besseren Ergebnissen führen.
Im Rahmen des wissenschaftlichen Programms wurde das Praxiskonzept „Zeitgemäße und individualisierte Prä-vention“ von Priv. Doz. Dr. Gerhard Schmalz vorgestellt.
Einen sehr emotionalen Appell richteten Dr. Anna Hauser und Dr. Elias Salzmann an jedes Praxisteam unter dem Stichwort „Team = All for one and one for all“. Ohne Teamwork läuft im 21. Jahrhundert keine Zahnarztpraxis mehr, und deshalb ist es sehr wichtig, diesem Aspekt des Miteinanders und der verbesserten Personalsituation mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die Zeit der Einzelkämpfer und der „Zahnarztassistentin für alles“ ist einfach vorbei. Fundierte Ausbildung in jedem Teilbereich ist die Grundlage für eine qualitätsbezogene Zahnheilkunde. Daher muss der Beruf der Zahnarztassistentin und Prophylaxeassistentin in Österreich zukünftig weiter etabliert werden.
Dieses Anliegen ist der ÖGP sehr wichtig, und deshalb ist ein offener Dialog zwischen den Berufsgruppen nötig. „Lebenslanges Lernen“ auch für die Assistenzberufe in der Zahnarztpraxis bringen diese Berufe in ein attraktiveres Licht. Deshalb bietet die ÖGP der fortgebildeten PAss die Möglichkeit ihr Wissen und Können zu zeigen, indem sie sich zertifizieren lässt. Mehr zum „ÖGP- Prophylaxe-Zertifikat“ auf der ÖGP PAss-Webseite. Der Beruf der PAss hat generell einen hohen Stellenwert in der Zahnärzteschaft und ihr Tätigkeitsfeld ist durch das PAss-Gesetz seit 2012 geregelt. Es obliegt weiterhin dem Zahnarzt die Aufgaben der ZAss/PAss gemäß dem Berufsgesetz zu delegieren.
Die gegenseitige Wertschätzung ist die beste Grundlage für ein gutes Miteinander im gesamten Praxisteam. Fortbil-dungen in einer entspannten Atmosphäre mit dem ganzen Team wahr zu nehmen, helfen dabei, den Fokus auf die gemeinsamen Ziele auszurichten.
Des Weiteren bot die Industrieausstellung dieses Jahr abermals internationale Branchen- & Produktneuheiten und wurde von vielen Kongressbesuchern fleißig frequentiert. Am Freitag konnten sich sämtliche Aussteller vor Ansturm kaum retten und unterstützten die Vortragenden unter dem Motto: „lernen – wissen – anwenden“. Außerdem war die Verpflegung – wie in den Jahren zuvor – erneut hervorragend organisiert und entsprach den kulinarischen Ansprü-chen der Teilnehmer.
Ein Highlight war der Kochworkshop mit Prof. Dr. Johan Wölber gemeinsam mit dem Haubenkoch des Schwarzen Adlers/Kitzbühel auf der Grundlage des Buches „Die Ernährungszahnbürste“.
Dem Eventteam um Günter Lichtner gelang es – dank ihres engagierten Einsatzes – den Tagungsteilnehmern drei angenehme Fortbildungstage zu bieten. Neuigkeiten wie „GoGreen“ mit dem Ziel, das Klima zu schützen, wurden hervorragend umgesetzt. Bereits im Vorfeld wurde das Programm digital zur Verfügung gestellt; bei Anreise mit dem Sparticket wurde den Kongressteilnehmern zusätzlich eine 50%ige Ticketpreisrückgabe offeriert. Ebenfalls konnten große Praxen vom Teambonus profitieren und somit dem gesamten Team die Fortbildung ermöglichen.
Save the date: Die nächste Ausgabe der Parodontologie-Experten-Tage in Kitzbühel wird vom 13. – 15. Juni 2024 stattfinden.