ÖGP paroknowledge Winter-Symposium 2015 „Paro & Ästhetik“ in Kitzbühel
Langzeitzahnerhalt und Weichgewebsmanagement im Fokus
Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen fand von 04.-06.12.2015 erstmals das paroknowledge® Winter-Symposium in Kitzbühel statt. Im Ort selbst, der sich viel Mühe gab trotz Schneemangel Adventstimmung zu verbreiten, verleiteten weihnachtlich geschmückte Geschäfte zum Shopping, während auf den Pisten die Schneekanonen auf Hochtouren arbeiteten, um eine befahrbare Abfahrt ins Tal zu ermöglichen. Im Hotel Kaiserhof fand sich eine Schar Parodontologie-Interessierter – darunter erfreulicher Weise viele junge KollegInnen – ein, um diesem themenfokussierten Fortbildungs-Format zu folgen.
Bandbreite parodontologischer Therapiemöglichkeiten
Das Symposium stand unter dem Motto „Paro und Ästhetik“ und sollte die große Bandbreite parodontaler Therapiemöglichkeiten umspannen und darstellen. Im kleinen, aber exklusiven Rahmen mit ReferentInnen von internationalem Rang startete der erste Nachmittag mit einer Reihe von Workshops und Hands-On Kursen. PD Michael Stimmelmayr demonstrierte am Schweinekiefer die von ihm favorisierten Techniken des Kammaufbaus. Dieser kann – je nach Ausgangslage und prothetischem Versorgungskonzept – nur das Weichgewebe, oder Weich- und Hartgewebe betreffen. Allen Techniken gemeinsam ist die profunde biologische Grundlage, die vorrangige Nutzung autologer Gewebe und die langen Einheil-/Abheilzeiten vor dem nächsten Therapieschritt.
Prof. Patrick Schmidlin aus Zürich zeigte am OP-Modell die Voraussetzungen für die Optimierung des Implantat-Abutment-Interfaces. Dieser Zone muss angesichts ansteigender Inzidenzzahlen periimplantärer Probleme besonderes Augenmerk gewidmet werden. Prof. Nicole Arweiler aus Marburg hingegen widmete sich den konservativen Möglichkeit der Therapieoptimierung: Sie referierte über die Hintergründe und Indikationen der lokalen Antibiose und demonstrierte die Anwendung des einzigen in Österreich dafür zugelassenen Mittels „Ligosan SlowRelease®“ am Schweinekiefer. Prof. Gerd Volland zeigte das in seiner Praxis angewendete System der Frühdiagnostik mittels MMP-8 Testes sowie die minimal invasive Laser- und Emundo-photodynamische Therapie. Ganz neu dürfte den meisten TeilnehmerInnen die Langzeitversiegelung von Zahnoberflächen mithilfe von SiO2 Kristallen (Perioshine®) gewesen sein.
Das abendliche, gemütliche Get-Together in der urigen Streifalm am Fuße des Hahnenkamms stand ganz unter Motto Networking und stimmte auf das Programm vom Samstag ein.
Überlebens-Chancen für parodontal erkrankte Zähne
Der zweite Symposium-Tag begann mit dem „konservativen“ Themenzugang: Extremer Zahnerhalt. Kohortenstudien über bis zu 50 Jahre Laufzeit zeigen eindrucksvoll, dass gesunde Zähne dann problemlos erhalten werden können, wenn entzündungsfreie parodontale Verhältnisse vorliegen. Prof. Christoph Dörfer aus Kiel zeigte die Hintergründe, Chancen und Limitationen solcher durch Langzeitstudien bewiesener Strategien bei parodontal erkrankten Zähnen. Er unterstrich besonders den Benefit des „defensiven Therapierens“: Selbst Zähne mit anfangs über 50 % Attachmentverlust hatten über 30 Jahre eine 50%-ige Überlebenschance. Er zeigte auch auf, dass derzeit die prognostische Beurteilung eines möglichen Zahnerhalts nur über die Beobachtung des Heilungsverlaufs über einen längeren Zeitraum möglich ist. Auch die psychologischen Hintergründe für eine erfolgreiche Therapie und die wirtschaftlichen Konsequenzen verschiedener Therapieoptionen wurden beleuchtet.
Auch der zweite Sprecher des Vormittags, Dr. Westermann aus Emsdetten unterstrich durch eine eindrucksvolle Vielzahl von über Jahrzehnte dokumentierten Fällen die Realität solch langer Überlebensraten. Besonders hervorzugehen ist dabei, dass seine Fälle alle in der Praxis behandelt wurden.
Im Nachmittagsprogramm bot PD Michael Stimmelmayr mit einem optischen Feuerwerk plastischer Parodontalchirurgie bei Rezessionen sowie prä- und post-implantologischen Weichgewebsmanagement – das andere Extrem des parodontologischen Behandlungsspektrums. In den letzten Jahren sind die Erwartungen sowohl bei PatientInnen, aber auch bei den KollegInnen an perfekte Ästhetik ungemein gestiegen. Durch die Verwendung von Lupenbrillen und Mikroskopen werden auch kleinste Unregelmäßigkeiten des Gingiva-Verlaufs, Defizite des Kammvolumens oder Unterschiede im Farbton oder Gewebetonus, wahrgenommen. Um diese Faktoren in den Griff zu bekommen sind manchmal aufwändige, mehrstufige, aus der plastischen Chirurgie hergeleitete Methoden nötig. Dies resultiert – wie er durch einer Vielzahl von jahrelang nachverfolgten Fällen zeigen konnte – in gut voraussagbarer Langzeitstabilität. Besonders sympathisch war, dass PD Michael Stimmelmayr auch Fälle zeigte, die er heutzutage anders lösen würde.
Ein 7-Gänge Gourmet Menü auf Hauben-Niveau von Ernst Köstenbaumer ließ den Tag im Kaiserhof genussvoll ausklingen.
Impressionen
Experten-Kamingespräch “Was Sie schon immer wissen wollten: Wie machen es die Profis wirklich!”
Nach der ÖGP Jahreshauptversammlung am Morgen des letzten Symposium-Tages fanden sich viele Interessierte zum abschließenden „Kamingespräch“ ein. Die Symposiumsleiter, PD Werner Lill und Dr. Corinna Bruckmann leiteten dieses neue Format ein, beim dem sich die 3 Referenten der Podiumsdiskussion stellten.
Gemäß dem Fokus des Symposiums „Paro und Ästhetik“ wurde die PARO – interpretiert als Langzeiterhalt – „in Zahlen“ von Prof. Christoph Dörfer, „in Patienfenfällen“ von Dr. Wolfgang Westermann sowie die ÄSTHETIK von PD Michael Stimmelmayr in bravouröser Manier präsentiert.
Der „Funke“ sprang nach den Eröffnungsstatements gleich aufs Auditorium über: Es konnten ohne Scheu direkt Fragen gestellt werden, der „Fragenball“ wurde weitergegeben und so ergab sich – wie intendiert – aus einer kurzen Einleitung ein spannendes und intensives Abschlussgespräch, bei dem Tipps und Tricks ausgetauscht wurden.
Eine Frage aus dem Auditorium bezüglich des Auftretens von Rezessionen nach kieferorthopädischer Behandlung führte zu interessanten Schlussfolgerungen. Als Ursache wurde beispielsweise ein aktivierter Retainer angeführt. Die Aktivierung des Drahtes könnte auch manchmal durch die Instrumentation passieren und daher wurde empfohlen, diese nur sehr erfahrenen Prophylaxeassistentinnen zu überantworten.
Dem Einfluss elektrischer Zahnbürsten auf Rezessionen wurde nur ein untergeordneter Stellenwert beigemessen. Beim Zähneputzen dürften andere Faktoren (Dauer und Druck in Kombination mit abrasiven Pasten sowie zugrundeliegende Zahnstellung) eine größere Rolle spielen. In Hinsicht auf Kamm- oder Weichgewebsaufbauten wurde aus der praktischen Erfahrung nach wie vor dem autologen Material der Vorzug gegeben. Auf Gründe für Stabilität der Ergebnisse wurde die Okklusion auch als wesentlicher Aspekt hervorgehoben.
Anekdoten der Referenten aus der jahrzehntelangen Praxis trugen zur lockeren Atmosphäre bei. Spontane Rückmeldungen der TeilnehmerInnen fielen sehr positiv aus.
Zusammenfassend ein gelungener Auftakt dieses fachspezifischen Symposiums der ÖGP im Europerio-Jahr. Für das kommende Jahr laufen bereits die Vorbereitungen der nächsten Parodontologie-Experten-Tage für ZahnärztInnen und AssistentInnen, der paroknowledge© 2016 vom 09.-11. Juni in Kitzbühel.
Ein großer Dank gilt den unterstützenden ÖGP-Partnern Zimmer-Biomet, Heraeus-Kulzer, GSK, Henry Schein und stoma, für Ihr Engagement und die Ausrichtung der Workshops.
ÖGP-Redaktion
Fotos | Copyright © triomondo.media
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